Freitag, 21. Februar 2014

Graues Meer und blaue Sonnen von Nathan Jaeger



Klappentext: 
Julius Claasen verliert den Glauben an sein Leben und die Liebe. Deshalb liegt er stumm und starrsinnig in einer Psychiatrie herum und beginnt aufzuschreiben, wieso sein Leben ein Märchen war ...

Märchen fangen immer wie an?
Ach ja, 'es war einmal' ... und dann wird von stolzen Prinzen und wunderschönen Prinzessinnen gefaselt und am Ende steht was von 'glücklich bis an ihr Ende' ...
Das impliziert doch, dass beide gleichzeitig abtreten, nicht wahr?
Aber was passiert, wenn das Märchen anders endet?
Wenn einer von beiden stirbt und der andere allein bleibt? Ist dann das Happy End vorbei? Oder gab es nie eines?
Weiß man also eigentlich erst ganz am Ende, ob es eines war?
Ich denke nicht. Denn nicht jedes Märchen muss gut enden, um eines zu sein. Nicht jedes Märchen braucht ein 'und sie lebten glücklich bis an ihr Ende'.
Und doch wünschte ich manchmal, es hätte genau diesen Satz für uns gegeben.
Und das, wo ich - ein 'stolzer Prinz' - keine Prinzessin hatte oder jemals haben wollte.
Ich wollte nur IHN ...


Meine Rezension:
In jedem Märchen steckt entweder ein Bösewicht oder etwas, das uns zu Tränen rührt. Graues Meer und blaue Sonnen hinterlässt stellenweise eher salzige Spuren auf den Wangen.

Schon der Anfang verrät … es wird keine leichte Lektüre. Man lernt Julius oder Juli, wie seine Freunde ihn nennen, als gebrochenen Mann kennen, der vom Leben die Nase voll hat und sich nur noch verkriechen will.
Sein Therapeut, Phillipp, bring ihn dazu, sich den Schmerz von der Seele zu schreiben.

Mit den Erinnerungen nimmt die Story Fahrt auf. Sie wird frisch, jugendlich und sehr sexy. Juli gründet mit seinen schwulen Freunden die“ Bang Gang“ und die Jungs genießen ihre Freiheit mit allen Annehmlichkeiten.
In einem der Gang-Mitglieder findet Juli die große Liebe, mit der er „und sie lebten glücklich bis an ihr Ende“ wahr werden lassen will.
Nun, sei es Schicksal, Vorsehung oder Notwendigkeit, ewiges Glück ist Juli nicht vergönnt.
Mehr will ich vom Inhalt jetzt nicht verraten. ^^

Graues Meer und blaue Sonnen war die erste Geschichte, die ich von Nathan Jaeger gelesen habe … und was soll ich sagen? Ich wurde angefixt und bin seitdem süchtig. *lach

Sein Schreibstil, die Wortwahl, der Aufbau der Geschichte fasziniert, hält einen fest. Man kann das Buch nicht aus der Hand legen, muss einfach wissen, wie es weiter geht. Man liebt, lebt, lacht und leidet mit den Protagonisten.

Nathan Jaegers Charaktere sind stimmig, fein ausgearbeitet bis ins letzte Detail.
Ob es nun die jugendlichen Erinnerungen oder die reifen Erfahrungen erfolgreicher Geschäftsmänner sind, die geschildert werden … alles passt, nichts wirkt aufgesetzt. Selbst die Nebendarsteller kommen nicht zu kurz, sind wichtiger Bestandteil und verschwinden nicht einfach irgendwann von der Bildfläche.

Beim ersten Lesen des Buches stolperte ich häufig über Begriffe wie „süß“, „Zuckerschnute“ oder „Schnuckelchen“. Zunächst empfand ich es als Manko und hätte dafür einen Punktabzug gegeben. Inzwischen habe ich die Geschichte mehrfach gelesen und musste vor mir selbst zugeben, diese Begriffe benutzen die meisten Menschen in privater Umgebung. Im Grunde fühlte ich mich wohl nur ertappt. *schief grins
Man wird so in die Handlung hineingezogen, dass man glaubt, selbst dabei zu sein. Daher ist es einem wohl peinlich, dabei erwischt zu werden, diese Worte selbst für einen geliebten Menschen zu verwenden.


Fazit: Dieses Buch ist ein absolutes MUSS. Wer Romantik mag, dazu in Verbindung mit Drama, Spannung und guter Unterhaltung kommt an dieser Geschichte nicht vorbei.

Leben

Leben

Funktionieren -
jeden Tag.
Reagieren -
wie gewünscht.

Fremde Hypothesen -
immer untermauern.
Fiktionen anderer -
stets realisieren.

Traumfiguren -
jederzeit entsprechen.
Wunschvorstellungen -
unentwegt verwirklichen.

Ist es erlaubt,
nur Du
zu sein?
Nein!

Darfst du sein,
wer du
wirklich bist?
Nein!

Leben –
verlangt dein Blut.
Lieben –
erfordert leiden.

Gehst unter,
versinkst
im Strom
der Mitleidlosigkeit.

Das Herz -
tief getroffen.
In eisiger Kälte -
zerbrochen.

Seine Splitter -
liegen am Boden.
Knirschen -
unter jedem Tritt.

Zertreten -
Niedergetrampelt -
Zu glitzerndem
Staub zermahlen.

Dunkelheit -
lässt ihn
erstrahlen.
Ein allerletztes Mal.

Erloschen -
Zerschlagen -
Bleibt nur
grauer Dreck zurück.

© Gerry Stratmann Oktober 2013


Fragen

Fragen

Ich atme!
Also lebe ich.

Ich lebe!
Also denke ich.

Ich denke!
Also bin ich.

Ich bin!
Bin ich real?

Ich fühle!
Fühle ich wirklich?

Ich liebe!
Wen liebe ich?
Mich?
Dich?
Einen anderen?

Ich frage!
Frage ich zu viel?
Was ist richtig?
Was ist falsch?
Gibt es falsch und richtig überhaupt?

Ich bin frei!
Bin ich das?
Frei im Denken?
Frei im Fühlen?
Frei im Sein?

Ich existiere!
Tue ich das?
Bin ich vielleicht nur eine Fantasie?
Ein Schatten an der Wand?
Lebe ich nur einen Traum?

Bin ich der Albtraum eines Schläfers?

Ich wünsche mir, er wacht bald auf.

© Gerry Stratmann 21.02.2014